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Gottlieb Löffelhardt und seine Geisterbahnen


galaxy

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Als großer Fan von Darkrides und Geisterbahnen habe ich mal nachgeforscht, welche Fahrgeschäfte Gottlieb Löffelhardt vor seiner Zeit im Phantasialand als Schausteller betrieb. Ich finde nämlich er hatte einen wichtigen Einfluß auf die Entwicklung und die Gestaltung von Geisterbahnen und Darkrides. Sehr schade ist, dass die Gondelbahn 2009 und die Silbermine 2013 weichen mussten. Ich hoffe dass uns wenigstens noch die Geister-Rikscha erhalten bleibt.

 

Zu Löffelhardts transportablen Fahrgeschäften, die er betrieb bzw. bauen ließ und nach seinen Ideen gestaltete, gehörten früher:

 

Geisterbahnen:

  • Spukschloss
  • Geister Hexen Vampire
  • Höllental Express
  • Geisternacht im Urwald
  • Fliegender Teppich
  • Geisterrikscha
  • Fahrt zum Mars

 

Karuselle:

  • Hula Hoop
  • Polyp
  • Allround
  • Mondtaxi
  • Großglocknerbahn

 

Achterbahnen:

  • Düsenspirale

 

Die Liste stammt von  http://wp1139668.server-he.de/board/viewtopic.php?t=849

 

Einige davon kenne ich und bin ich früher als Kind auch gefahren. Viele Fahrgeschäfte ließ Löffelhardt als Schausteller schon damals bei Schwarzkopf bauen. Für das Phantasialand von Schwarzkopf (spezial-) angefertigt waren Gondelbahn, Polyp, Phantasialand-Jet, Gebirgsbahn, Grand-Canyon-Bahn, Geister-Rikscha und Silbermine. Mit der Düsenspirale war Löffelhardt Schwarzkopfs erster Kunde und beide waren wohl gut befreundet.

 

Auffällig ist schon damals seine Liebe für Darkrides und Geisterbahnen und seine Faszination für Themen des Orients, Afrikas und Chinas, die später auch im Phantasialand zu finden waren. Ich will hier mal 3 Bahnen näher beleuchten: Geisterrikscha, Fliegender Teppich und Fahrt zum Mars.

 

Die transportable Geisterrikscha (1970 bei Mack gebaut) war anscheinend Namensgeber für die Geister-Rikscha im Phantasialand (1981 eröffnet) und hatte schon einige Elemente, die Löffelhardt später auch in China Town und in der Geister-Rikscha ähnlich gestaltete.

 

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Die Wagen erinnerten mich übrigens immer an den He-He-Ho Mann im Phantasialand und waren auch sehr viel schöner als die Muschel-Gondeln, die nur halbe Rikschas waren weil der Rikscha-Zieher fehlte. Wahrscheinlich hatte man den im Phantasialand weggelassen, weil er bei den Drehbewegungen der Gondeln im Weg gewesen wäre und weil man so aus Kapazitätsgrunden mehr Gondeln auf der Strecke unterbringen konnte. Aber etwas schöner hätte man die Gondeln schon gestalten können.

 

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Löffelhardt hatte die Bahn von 1970-1974 auf Volksfesten betrieben, danach verkaufte er sie an den Holiday-Park, wo sie von 1975-1990 stand. Ich bin sie dort in den 80ern oft gefahren wenn ich im Park war. Besonders gruselig war sie nicht, eher die lauten Effekte erschreckten und die etwas ruppige Fahrt durch die Kurven, aber ich mochte sie damals sehr gerne, obwohl ich damals noch nicht wusste dass die Bahn von Löffelhardt war. Es gab eine Szene, bei der man dachte, man kollidiert mit einem anderen Wagen, dabei war es nur das Spiegelbild der eigenen Rikscha.

Besonders in Erinnerung sind mir auch die beiden Drachenmäuler in der Mitte der Fahrt durch das eine raus und das andere wieder rein (die Fahrt in das Drachenmaul kennen wir ja auch von der Gondelbahn 1001 Nacht).

 

Von 1973 gibt es ein Video mit Außenaufnahmen vom Hamburger Dom. Dort ist sogar der Polyp in Aktion zu sehen, der ab 1975 im Phantasialand sein Runden drehte.

 

 

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1990 wurde sie an Burghard verkauft und war bis 2005 wieder transportabel unterwegs, ehe sie dann nach China verkauft wurde. 2010 wurde sie in die USA verkauft und steht seitdem im Adventureland in New York.

 

Ein Onride der Bahn 2010 gibt es hier (bevor die Bahn leider umgestaltet wurde). Da steht sogar teilweise noch die originale deutsche Beschriftung.

 

 

Das neue Zuhause im Adventureland:

 

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Ich weiß nicht, wie die Amis ihre Attraktionen behandeln, aber wenn es genauso schlimm wie im Phantasialand ist, ist das kein Wunder. Die Bahn macht hier schon nach wenigen Jahren einen schlechteren Eindruck. Warum hat man die wunderschönen Rikscha-Zieher einfach in eine hässliche Kutte gehüllt? Vielleicht weil sie zu beschädigt waren, weil manche assozialen Fahrgäste gerotzt, gespuckt und Dinge während der Fahrt beschädigt haben. Kennt man ja auch vom Temple im Phantasialand.

 

Die Rikschas leicht umthematisiert:

 

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Onride im Jahr 2016 nach dem Umthematisierung (schade um die originalen Löffelhardt Kulissen und Figuren)

 

 


Was mich wundert ist, warum Löffelhardt keine gruselige Bahn im Phantasialand gebaut hat (abgesehen von Schloss Schreckenstein als Laufgeschäft) da er ja früher viele Geisterbahnen betrieben hat. Wahrscheinlich wollte er das Phantasialand familienfreundlich haben und keine Kinder verängstigen.

 


Der Fliegende Teppich, 1968 gebaut, war der Vorgänger der Gondelbahn im Phantasialand und war, anders als der Name vermuten lässt, eine zweistöckige Geisterbahn mit hängenden Gondeln und in den 70er noch auf einigen Volksfesten unterwegs. Mitte 1973 wurde die Bahn nach São Paulo in den Playcenter Park (Brasilien) verkauft und noch bis Ende 1999 weiterbetrieben, ehe sie wegen des schlechten Zustands verschrottet wurde. Das Thema des Orients setzte Löffelhardt als Märchenszenen auch in der Gondelbahn im Phantasialand um, nur gruselig war sie nicht.

 

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Einen kurzen Auschnitt gibt es bei 4:45:

 

 

Ich habe endlich auch ein komplettes Onride der Bahn gefunden aus dem Jahr 1994 inkl. Warteschlange und Außenthematisierung.

 

FliegenderTeppich5.jpg.4f0946a37ce8426963a09354dcae2883.jpg

 

Das Bahn (in Casa Dos Monstro umbenannt) kann man hier ab 33:30 sehen:

 

 


Bei der Fahrt zum Mars, 1956 von Mack gebaut, fällt mir im Entwurf die riesige Kanone auf und irgendwie erinnert mich das an die Kanone bei Galaxy.

Bei der Schwarzkopf Webseite steht:

Diese Geisterbahn entstand in den späten fünfziger Jahren. Zu jener Zeit lag die Thematisierung Weltall und Raumfahrt voll im Trend. Auch tauchten die ersten beweglichen Figuren bei derartigen Geschäften auf. Zumindest zwei Ausführungen dieser Anlage, die für den amerikanischen Markt bestimmt waren, verfügten über solche Figuren an der Frontseite. Eine stand über lange Jahre im "Palisades Park" in Palisades, USA und eine andere im "Fun Forrest" in Seattle, USA. Diese beiden Anlagen trugen den Namen "Trip to Mars".

Über die deutsche Ausführung der Bahn von Löffelhardt gibt es momentan leider keine weiteren Details.

 

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Ich hätte gerne mal ein Originalvideo der Bahn von Löffelhardt gesehen, es gibt nur ein Video aus den USA.

 

 

Mehr Informationen zu der Bahn gibt es hier: http://www.laffinthedark.com/articles/flight2mars/flight.htm

 


Eine weitere Geisterbahn benannte Löffelhardt übrigens "nach einem Globetrotter, den es in die weite Welt führte. Die einzelnen Stationen waren auf der Fassade festgehalten. Vom Eiffelturm über Venedig bis hin zu den ägyptischen Pyramiden führte die Reise." Das erinnert mich an die Oldtimerbahn im Phantasialand.

 

Am Ende kann man sagen, dass Gottlieb Löffelhardt zusammen mit Richard Schmidt seine Konzepte und Ideen seiner Geisterbahnen und Fahrgeschäfte von der Kirmes erfolgreich auf einen stationären Park übertragen hat und das Phantasialand damit für mich zum wunderschönsten Park in Deutschland gemacht hat. Was wäre gewesen, wenn er Schausteller geblieben wäre? Und was wären die Darkrides im Phantasialand ohne die liebevoll gestalteten Puppen von Richard Schmidt gewesen?

 

 

Nachlesen kann man die weitere Geschichte der Geisterbahnen von Gottlieb Löffelhardt ausführlicher hier:

 

https://kulturgut-volksfest.de/enzyklopaedie/historie-des-baus-von-geisterbahnen/

 

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Danke schön für die Informationen und bravo für die Arbeit, die du dir da gemacht hast. :000_respekt:

Dass die "originale" Geister-Rikscha noch steht, wusste ich noch gar nicht.

Dass die Wagen in der PHL Rikscha nicht so aussehen, wird wohl daran liegen, dass sie den Doom Buggies der Haunted Mansion nachempfunden sind. Dass dann vor dem Wagen sich aber kein Rikschazieher befindet, finde ich nicht so schlimm. Man sieht in dem Video, dass die ziemlich die Sicht blockieren. Zumal ich immer davon ausgegangen bin, dass die Rikschas von unsichtbaren Geistern gezogen werden.

 

Die exotische Ausrichtung der Fahrgeschäfte ist ein interessantes Thema.

Es kann gut einer persönlichen Vorliebe Löffelhardts zuzuschreiben sein (Richard und Gottlieb holten sich oft Inspiration auf ihren Reisen). Ich denke aber auch, dass die Geschmäcker des Publikums damit zu tun hatten.

Es gibt natürlich zu jeder Zeit ein Interesse an exotischen Kulturen, aber gerade früher war dies wesentlich ausgeprägter. Erst allmählich, über das 20. Jahrhunderte hinweg, wurde es einfacher und selbstverständlicher, dass man in ferne Länder reisen konnte. Dies hatte zwar schon ab den 1950 zu einer weltweiten Touristik geführt, aber das Reisen und Bestaunen weit entfernter Länder war immer noch eine gewisse Rarität.

Man bedenke zum Beispiel China Town. In den 80ern, als es gebaut wurde, war die VR China noch immer sehr isoliert. Die Eröffnung zum Westen sollte noch kommen. Da ist es umso erstaunlicher, dass man Künstler und Architekten aus China hieran arbeiten lassen konnte.

 

Auch die Oldtimer Rundreise wird wohl von dieser Faszination für Exotik herrühren. Rundfahrten "um die Welt" waren bereits für Jahrzehnte ein Dauerbrenner auf Jahrmärkten und in Parks. Zum Anfang des Jahrhunderts gab es in Amerika und England bereits viele solche Old Mill (https://en.wikipedia.org/wiki/Old_Mill_(ride)) Bootsfahrten, oftmals als "Um die Welt in 80 Tagen" oder "Flusshöhlen" betitelt, die dann später als Vorfahren der heutigen Wildwasserfahrt dienten.

Diese Attraktionen versprachen den Massen, die Wunder der Welt direkt zu ihnen zu bringen. (Außen waren ebenfalls oft Bilder der Szenen dargestellt, welche die Besucher erwarten konnten.)

Nach und nach verschwand diese Art von Attraktion. Das River Caves in Blackpool Pleasure Beach (Baujahr 1905!) ist wohl noch eine der letzten im Originalzustand. Wenn man sich die imposanten Szenen heute noch ansieht (https://www.youtube.com/watch?v=PouG1TRd0PA) kann man in etwa erahnen, wie viel Faszination sie auf das damalige Publikum ausgeübt haben müssen.

 

Die Interesse am Exotischen bestimmt auch heute noch die Thematik in Freizeitparks. Selbst DiA oder Chiapas beruhen ja schließlich darauf. 

Aber die besondere Faszination damals wird Löffelhardt wohl sehr bewusst gewesen sein. Deswegen wohl auch kam er oft mit seinen Fahrgeschäften darauf zurück.

 

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Bitte sehr und ja, es war viel Arbeit die ganzen Informationen, Bilder und Videos zu recherchieren.

Die River Caves in Blackpool Pleasure Beach sind wirklich sehr toll, danke für das Video!

 

Ich habe endlich auch ein komplettes Onride des "Fliegenden Teppichs" vom Löffelhardt gefunden aus dem Jahr 1994 (im Playcenter Park in São Paulo, Brasilien) mit Warteschlange und Außenthematisierung (ab 33:30 zu sehen). Er wurde in "Casa Dos Monstro" umbenannt und war laut Webseite des Parks von Juli 1973 bis Mitte 1999 in Betrieb.

 

 

Einen ähnlichen, noch in Betrieb befindlichen Typ dieser Hänge-Gondelbahn, der von Schwarzkopf gebaut wurde, findet man nur noch im schwedischen Park Liseberg in Göteborg: Das Sagoslottet, auch sehr schön. Aber die Gondelbahn im Phantasialand war eben besser.

 

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Und ein Onride:

 

 

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Danke für die Ergänzung. Da sieht man dass sie im Holiday-Park unter dem Namen Kuli-Rikscha lief.

Ich meine mich zu erinnern, dass es da auch mal eine Schalttafel mit roten und grünen Lämpchen gab, die einsehbar war und auf der man sehen konnte, wo sich die einzelnen Wagen gerade befanden. Und wenn man in der Rikscha saß, man gespannt darauf wartete, wann das Lämpchen zur Freigabe endlich von Rot auf Grün sprang.

Ich denke das diente aber nur der Überwachung falls es Probleme oder Störungen gab. Und für Geisterbahnen braucht man wohl keine "Blockbremsen" wie bei Achterbahnen, außer vielleicht bei mehrstöckigen mit Liften. Ich vermute dass bestimmte Abschnitte einfach stromlos sind und erst durch Sensoren oder mechanisch ausgelöste Schalter Strom bekommen, so dass es zu keinen Unfällen kommen kann und der TÜV wird das bestimmt auch prüfen. An bestimmten Stellen gibt es deswegen auch manchmal einen Ruck.

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  • 9 Monate später...
Am 2.4.2017 um 11:38 schrieb galaxy:

Warum hat man die wunderschönen Rikscha-Zieher einfach in eine hässliche Kutte gehüllt? Vielleicht weil sie zu beschädigt waren, weil manche assozialen Fahrgäste gerotzt, gespuckt und Dinge während der Fahrt beschädigt haben. Kennt man ja auch vom Temple im Phantasialand.

 

Die Rikschas leicht umthematisiert:

 

GeisterRikscha5.thumb.jpg.2edf94c2a717e21923ad8e912ce15993.jpg

 

 

Das hat wohl eher damit zu tuhen, dass die Bahn sonst wohl gleich als rassistisch betitelt worden wäre in den USA.

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