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1967-2007: Märchenwald


PhLucas

Empfohlene Beiträge

  • 1 Monat später...

Hier mal eine Beschreibung und kleine Historie, die der Park ca. 2002 auf seiner Website stehen hatte. Der Text war in einem alten Forenbeitrag damals zitiert worden und ist uns somit erhalten geblieben.

 

ERINNERN SIE SICH NOCH?
Der Märchenweg im Phantasialand
Spitzgiebelige Häuser und windschiefe Dächer ducken sich vor Gulliver, dem Riesen im Zwergenreich. Auf Knopfdruck beugt sich dieser herab, beäugt die Miniaturstadt zu seinen Füßen. "Der ist ja kaum größer als Du, Papa!", stellen viele der jüngsten Phantasialandbesucher fachmännisch fest. Und so wird Gulliver im Jahre 1992 in den Ruhestand geschickt. Rund 25 Jahre lang hatte er, in leuchtend rotem Wams, die Besucher des Märchenweges willkommen geheißen.
Foto: Der Märchenweg zu Beginn der 70er Jahre
Der Märchenweg ist die älteste Attraktion im Phantasialand. Im Jahre 1966 hatten der Puppenspieler Richard Schmidt und der Kaufmann Gottlieb Löffelhardt die Idee für einen Themenpark entwickelt: den Grundstock für die geplanten Märchenszenerien würden die aus zahlreichen Fernsehfilmen bekannten Marionetten von Richard Schmidt bilden. Nina Halberkann, Kostümbildnerin der Puppenwerkstatt, erinnert sich: "Die Gliederpuppen mussten zunächst versteift und standfest gemacht werden. Danach wurden sie einzelnen Märchen zugeteilt und entsprechend neu eingekleidet."
In der Folgezeit erleben die Märchendarstellungen vielfache Umgestaltungen und Ergänzungen. Anfang der 70er Jahre flattert die chinesische Nachtigall in den Märchenwald. Nichtahnend, dass sie nach Gullivers Pensionierung 1. Märchen vom Dienst sein würde, bezieht sie ihr neues Zuhause. Für lange Zeit bewachen noch zwei bronzefarbene Drachen den Eingang zu der kleinen Grotte, in der sie sich jede Saison die Seele aus dem Leibe singt. Sie weichen erst der Stadtmauer von Wuze Town. Die Nachtigallengrotte selbst aber steht noch, komplett mit Wasserfall und China Tempel.
Foto: Aschenputtel auf der Flucht vor der Abrissbirne
Auch das kleine Aschenputtel-Theater stammt nicht aus der Gründungszeit des Parks. Bis zum Beginn der 80er Jahre rauscht die Ballschönheit lediglich eine weißglänzende Schlosstreppe hinunter, enteilt in einen kleinen Barockgarten mit Buchsbaumhecken und Springbrunnen. Der Brunnen wiederum dient zeitweilig dem Froschkönig als nasse Behausung. Mitte der 90er Jahre verschwindet auch er von der Bildfläche. Nahezu unverändert verneigt sich der gestiefelte Kater vor der königlichen Kutsche. Nina Halberkann erzählt schmunzelnd: "Manchmal wundern sich Besucher über die irgendwie bekannten Gesichtszüge des Kutschers. Diese Puppe war ursprünglich eine Karikatur von Don Camillo, also von dem Schauspieler Fernandel. Wir hatten auch noch eine Sophia Loren, die wir zur Bauchtänzerin umfunktionierten, eine Ella Fitzgerald, die wir zur Küchenmagd degradierten und einen ungarischen Stargeiger, der zur bösen Fee wurde." 
Doch nicht nur Identitätsänderungen werden im Märchenwald vollzogen. In den 80er Jahren kommt es zu einem besonders niederträchtigen Fall von Hausbesetzung: Rotkäppchens Großmutter beschlagnahmt Witwe Boltes Haus, vertreibt erfolgreich die auf dem Dach herumturnenden bösen Buben Max samt Moritz und verschafft ihrer Enkelin ein neues Zuhause. Diese war bis dahin nur unter einer Futterkrippe ansässig gewesen. Noch schwerwiegender ist die Enteignung des tapferen Schneiderleins: die vor dem wildgewordenen Einhorn schutzbietende Kapelle wird vorübergehend für eine Darstellung von Brüderchen und Schwesterchen genutzt und in den 90er Jahren abgerissen. Mysteriös, die Sache mit dem Rapunzelturm: In den 90er Jahren findet dessen Bewohnerin endlich die Tür in die Freiheit und ward nicht mehr gesehen. Ihr Turm wird entkernt, ein wahrsagendes Kräuterweiblein zieht ein - und wieder aus. Seitdem steht der Turm leer.
Glücklich preisen sich sowohl Schneewittchen als auch die sieben Zwerge: seit der Gründung des Parks behausen sie ihre zwei Hütten, erhalten später noch eine funkelnde Diamantenhöhle hinzu und pflegen für lange Zeit die Nachbarschaft zur Knusperhexe. Irgendwann löst sich deren windschiefes Lebkuchenhaus jedoch mitsamt Käfig, Ofen und Lebkuchenzaun in Luft auf. Und aus ist`s mit der Hexerei!
Foto: Im Knusperhäuschen hat sich’s ausgeknuspert
Genauso ergeht es Till Eulenspiegel, der sich der geballten Kraft von sieben Geisslein und dem Konzert der Bremer Stadtmusikanten nicht länger erwehren kann. Sang- und klanglos räumt er das Feld. Unbeeindruckt von alledem dreht sich das alte Mühlrad. Seit 35 Jahren steht die Fachwerkmühle unter den schattigen Bäumen. Wer weiss schon noch, dass sie mal als Kulisse für Hans im Glück diente? Heute ist das Glück in Gestalt von Goldesel und Tischlein deck dich eingezogen. Von der Mühle aus schaut man weit über den See. Ein Wasserschloss dient mehrere Sommer lang als malerischer Blickfang. Das dunkle Gespensterschiff dagegen spiegelt sich bis heute in dem knapper werdenden Seewasser – wenn auch in einer anderen Bucht und ohne blutrünstige Piraten.
Foto: Wasserschloss auf dem Märchensee
Der kleine Muck erhält nach dem Abriss von Café Oriental dessen Kronleuchter und zugleich einen neuen goldbedachten Pavillon. Gerade diese Märchendarstellung erwirbt bei vielen Fans Kultstatus, avanciert zum beliebten Treffpunkt. Dagegen ist dem Stall der Gänsemagd nur ein kurzes Gastspiel beschieden. Auch die Tempelruine von Kalif Storch, Rumpelstilzchens Waldhöhle, der sprechende Pilz und Robinson Crusoes Pfahlhütte überdauern die Zeiten nicht. Nina Halberkann erzählt lachend: "Mein Vater Paul Bank war seit der Eröffnung des Parks für die Dekorationen zuständig. Auf einer langen Leiter hat er sich immer äußerst vorsichtig an Robinsons Seehaus herangepirscht. Bei diesen Aktionen sind ihm häufig Brillen und Schlüssel aus den Kitteltaschen gefallen. Und einmal ist er dann auch selbst mitsamt der ganzen Hütte in den See geplumpst."
Foto: Der brillenverschlingende Robinson
Das Märchen von Frau Holle präsentiert sich zur Parkeröffnung noch als watteweißes Winteridyll und wird erst ab den 80er Jahren in verschiedenen Bildern dargestellt. Wehmütig erinnert sich Nina Halberkann an Aladdins Wunderhöhle: "Der auftauchende Flaschengeist war mit herbeigezaubertem Wüstenpalast und Sklavenparade ein farbenprächtiger Höhepunkt des Märchenweges." Mitte der 90er Jahre verschwindet er für immer in der Versenkung.
Foto: Kalif Storch vor dem Abflug
Ziel des Märchenweges ist bis zur Saison 2001 das Dornröschenschloss, komplett mit Thronsaal, Küche und Turmkammer. "Das erste Dornröschenkleid bestand aus dem Hochzeitskleid der Frau unseres technischen Betriebsleiters, Gerhard Kenter.", erzählt Nina Halberkann. " Wir haben dieses Kleid nie entfernt und später immer als Untergewand für Dornröschen beibehalten."
Der Märchenweg im Phantasialand prägt mit seinen phantasievollen Kulissen, überraschenden Effekten und aufwendigen Kostümen die Vorstellungswelt unzähliger Kinder. Nina Halberkann kriegt leuchtende Augen: "Für mich wurde der Kindertraum wahr: schon als kleines Mädchen hatte ich meinem Vater beim Dekorieren geholfen, Flitter auf die Puppenkostüme genäht, Figürchen angezogen. Das habe ich dann zu meinem Beruf gemacht." Spricht`s, zückt Nadel und Faden und kreiert neue Ideen für das Phantasialand. 
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  • 6 Monate später...
  • 1 Monat später...
  • 4 Wochen später...

Man hätte das Geld für Wakobato besser in eine Renovierung + Update des Märchenwaldes ala Efteling investiert. Evtl. dann noch eine neuauflage der Wikingerbootsfahrt. 

Hätte, wäre, wenn...

Ein paar Sachen muss ich aber korrigieren. Nicht bös gemeint ;)

 

- an Rumpelstielzchen kann ich mich gar nicht erinnern. Ich dachte immer diese "Rampe" dort in den Felsen war früher einfach eine Treppe den Berg runter. :huh:

Direkt nebenann steht auch noch der alte "Baummensch" aus dem Märchenwald.

- Das Haus von "Tischlein deck dich" befand sich dort wo heute der untere Bereich des Irrgartens steht. Es wurde mit abgerissen. ;)

- Nicht nur "Aschenputtel" war dort am Rondell, sondern auch "Die chinesiche Nachtigall" und der Weg dort ist für die Evakuierung des Würmling-Express gedacht. Ich glaube nicht, dass der noch vom Märchen oder den Wikingern stammt. ;)

- Vergessen hast du das alte Technikhaus der Wikingerhöhle. Darauf ist heute eine kleine Terasse und im Haus befindet sich Technik oder Lager von Wakobato. ;)

 In der Station liegt auch noch ein altes der Kokodile der Wikingerbootsfahrt. Das ist letztes Jahr nach einem Sturm bei Aufräumarbeiten wieder aufgetaucht. :D

 

Die Hexe von Rapunzel saß nach dem Abriss des Märchenwaldes etwas versteckt in der Silbermine. (Das Märchen war aber "warum auch immer" schon Jahre vor dem endgültigen Abriss per Pappwand geschlossen worden.)

 

Und ein paar der alten Picknictische des Märchenwaldes findet man heute im WuzeTown Kinderland. :)

Bearbeitet von TOTNHFan (Änderungen anzeigen)
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  • 3 Wochen später...
  • 5 Monate später...
  • 2 Wochen später...
  • 8 Monate später...

Das kann ich gut nachvollziehen liebe Kampfkuh, ich hab den Märchenwald wie blöd gesucht und die Gondelbahn...ja da hätte ich mich nach all den Jahren mal vorher im Internet informieren sollen ;) Meine Kinder haben nur Bahnhof verstanden :D Vor allem als wir an dem "Brunnen" bei Wakobato vorbei liefen, ich so "Ah gleich kommt der Märchenwald, ha seht ihr, bin doch net blöd..." :D...äh ja...!

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  • 2 Jahre später...

Anfang der 90er. Man schüttete das Ende des Sees damals auf (wo sich die Hütte befand) um dem sinkenden Wasserstand entgegen zu wirken. Leider funktionierte das auch nur bis 1999 bevor die Wikinger-Bootsfahrt entgültig schließen musste. 

Bearbeitet von TOTNHFan (Änderungen anzeigen)
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Nach meiner Erinnerung verschwanden schon in den Achtzigern mit sinkender Bedeutung des Märchenwalds erste Szenen, vor allem die, die unter freiem Himmel standen und zwanzig Jahre der Witterung ausgesetzt waren, wie Gullivers Reisen und der gestiefelte Kater. 
 

Wann Robinson Crusoe abgebaut worden ist, weiß ich nicht. Das mit dem Aufschütten des Seeufers könnte aber passen.
 

Hier ein altes Bild
 

Warum Robinson Crusoe überhaupt als Teil des Märchenwalds gezeigt wurde, war nie so ganz plausibel. Da hat man den Begriff des Märchens einfach etwas weit ausgelegt. Es war ja eigentlich mehr ein Abenteuerroman ohne Märchenelemente und nach einer wahren Begebenheit. 

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  • 1 Jahr später...

Bestand der kleine Muck aus mehreren Szenen?

Ich kann mich nur an eine erinnern - also da wo sie schon die langen Nasen bzw Eselsohren haben.

 

Jetzt hab ich das Bild hier oben links gesehen:

https://www.anderswohin.de/phantasialand-historisch-fotos-aus-dem-jahr-1986-teil1/

 

Es lässt sich mit rechtsklick und anzeigen bzw in neuem Tab öffnen vergrößern.

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