1 hour ago, flofen said:Lieber @vistalu, ich bin selber schwul und habe, vor allem seit den letzten Jahren, wieder mehr mit Diskriminierung zu kämpfen. Vor allem wenn die Nazis im Land wieder mehr und vor allem lauter werden.
Ich selbst sehe wie wir Schwulen oft mit Klischees spielen und diese bedienen und als Kultur verkaufen. Dennoch rennt nicht jeder privat oder im Alltag in dem Fummel rum oder schwenkt den ganzen Tag die Regenbogenflagge. Wir "Tunten" auch nicht immer Rum sondern machen das aus Spaß an der Freude. So wird diese Kultur auch on den Medien abgebildet. Auch bei der Fabtasypride damals. Natürlich kommen jetzt Rechte Spinner um die Ecke und machen uns da einen Strick draus weil die das alles ablehnen. Lassen wir uns es deswegen nehmen? Nein. Juckt uns die Darstellung in den Medien? Nein. Klar, es wird damit seit Jahren sensibler umgegangen und einige Darstellungen sind nicht mehr zeitgemäß.
Aber eben das sehr ich auch beim Phantasialand. Kein Schwarzer mit Nasenring, Bambusröckchen und "Uga Uga" Sprache sondern Architektur, Musik, kulturelle Einflüsse.
Und, lieber @vistalu auf der einen Seite sagst du, "das wäre ja als würde man ein Deep on Europe machen" und wenn man dann sagt, dass man generell nichts dagegen hat sagt du wiederum "Das kann man ja gar nicht vergleichen, das wäre ja was anderes" also legst du dir die Argumentation wie sie dir gefällt.
Was soll das Phantasialand denn ändern? Hochhauser hin Bauen die aussehen wie in Gelsenkirchen weil es das in Afrika auch gibt?
Es gab mal eine Doku dazu bei RTL2. Da sind Verantwortliche vom Phantasialand durch Afrika gereist und haben den Kontinent begrüßt, mit Einheimischen gesprochen, sie haben keine Aufträge gegeben wie die Deko aussehen muss, sie haben sie in Auftrag gegeben "Macht mal" und es dann abgeholt und sich erklären lassen was wie wo bedeutet und wo was hingehört etc. Und on Brühl dann zusammen gepuzzelt.
Da hat man viel Liebe, Arbeit und vor allem kulturelle Arbeit geleistet und nur weil da nun kein Hochhaus steht oder so schreien einige "Rassismus".
Von daher nochmal die Frage: Was soll das Phantasialand konkret ändern?
Dadrauf wollte ich doch gar nicht hinaus und ich verstehe, wo eure Gedanken herkommen. Ich bin mir auch sicher, dass hier niemand rassistisch ist oder irgendwen diskriminieren will.
Meine Aussagen waren nie darauf ausgelegt, jemanden als Rassisten zu enttarnen. Das ist überhaupt nicht mein Ziel. Es geht mir nicht darum, jemanden bloßzustellen oder irgendwem zu unterstellen, er sei böswillig.
Ich beschäftige mich seit Jahren mit Themen wie Alltagsrassismus und unbewussten rassistischen Strukturen und bitte geht vorsichtig mit dem Begriff Rassismus um. Es ist kein Vorwurf, sondern ein analytischer Begriff, der beschreibt, wie sich bestimmte Denkweisen oder Darstellungen in einer Gesellschaft verfestigen.
Ich habe auch nie behauptet, dass der Bereich im Phantasialand hässlich sei oder keine Arbeit drinsteckt. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn du meinen ersten Beitrag gelesen hättest, wüsstest du, dass ich den Bereich optisch sehr schön finde. Mir geht es nicht darum, dass Afrika nicht dargestellt werden darf. Es geht darum, wie diese Darstellung wirkt, besonders in einem europäischen Freizeitpark, der sich an ein deutsches Publikum richtet. Auch wenn Objekte aus Afrika stammen, wird das Endbild hier kuratiert und zusammengesetzt. Und dieses Bild entscheidet mit, welche Vorstellungen über Afrika weitergegeben werden.
Was ich konkret vorschlagen würde: Man müsste nicht gleich den ganzen Themenbereich umbauen. Aber man könnte zum Beispiel kleine, unaufdringliche Informationstafeln neben bestimmten Objekten aufstellen, die erklären, woher sie kommen, was ihre kulturelle Bedeutung ist oder worauf sich die Gestaltung bezieht. Das muss auch gar nicht auffällig sein. Es reicht, wenn es in Sichtweite steht. Wer sich interessiert, kann sich informieren. Wer nicht, läuft einfach vorbei. Aber das wäre schon ein Schritt in Richtung Kontext und Differenzierung.
Mir ist bewusst, dass manche Leute denken, man würde hier ein Problem herbeireden, das gar nicht existiert. Aber genau das ist Teil des Problems. Es geht nicht darum, was die Intention war, sondern welche Wirkung entsteht, besonders über viele Jahre hinweg. Und dafür braucht es keine laute Empörung, sondern einfach das ehrliche Interesse, sich mal mit Perspektiven auseinanderzusetzen, die nicht die eigenen sind.
1 hour ago, NCC1701-E said:
Aber relativiert so etwas den Rassissmus nicht? Wir sind uns doch alle einig, das Rassissmus etwas unglaublich dummes und Menschenverachtendes ist. Das sollte es auch bleiben. Wenn wir jetzt anfangen da alles mit rein zu packen, was vielleicht irgendwie jemandem sauer aufstoßen würde, dan würde dass das Problem meiner Ansicht nach verwässert und das möchte ich nicht.
Kann manbdarüber diskutieren ob Stereotype sein müssen, ja kann man sicher. Aber das ist dann für mich kein Rassissmuss.
Übrigens hast du noch immer nicht dargestellt, wie der Bereich denn deiner Meinung nach aussehen sollte.
Das würde ich wirklich gerne wissen.
Bedenke dabei aber bitte auch den begrenzten Platz.
Ich verstehe deinen Punkt, aber genau deshalb spreche ich das ja an. Es geht mir nicht darum, alles als Rassismus zu labeln oder das Thema künstlich aufzublähen. Aber gerade weil Rassismus so ernst ist, muss man auch über die Formen reden, die eben nicht laut oder eindeutig sind.
Rassismus ist nicht immer Hass oder Beleidigung. Oft entsteht er durch Bilder, Darstellungen oder Narrative, die sich über Jahrzehnte festsetzen und unsere Sicht auf andere Menschen prägen, auch wenn sie „nett gemeint“ sind oder harmlos wirken. Das hat nichts mit Überempfindlichkeit zu tun, sondern mit Wirkung.
Und nein, damit wird das Thema nicht verwässert, sondern endlich mal vollständig betrachtet. Nur die extremsten Formen zu kritisieren greift zu kurz, wenn man die stillen Strukturen ignoriert, die das Ganze tragen.
Zu deiner Frage, wie der Bereich aussehen sollte: Ich habe nie gesagt, dass er komplett falsch ist oder abgerissen werden muss. Ich finde ihn optisch stark gemacht. Aber man könnte z.B. einfach kleine Tafeln anbringen, die erklären, wo die Elemente herkommen, welcher Ort dargestellt ist oder was bestimmte Objekte bedeuten. Das muss niemandem ins Gesicht gedrückt werden, aber es würde einordnen und zeigen, dass man sich mit der Darstellung bewusst auseinandergesetzt hat. Es geht nicht darum, irgendwas zu verbieten, sondern einfach um mehr Bewusstsein.