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Erster Europa Park-Tagesbesuch, mit Kindern


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Hier also mein erster Eindruck vom Europa Park, am vorherigen Donnerstag, bei enormer Hitze von ca. 37-38 Grad (das PHL dürfte an dem Tag über 40°C gelegen haben). Aufgrund der Größe kann man unmöglich alle Attraktionen an einem oder auch zwei Tagen durchgehen. Und da ich nicht nur die vermeintlichen Rosinen rauspicken, sondern den gesamten Kuchen genießen wollte, bin ich nicht alle großen Achterbahnen gefahren, dafür aber einige kleinere Attraktionen mehr. Was direkt auffällt, ist die schiere Menge an Attraktionen. Außer den großen Achterbahnen auch viele kleinere, ältere und für Kinder bestimmte Attraktionen. Durch Wochentag und vielleicht die Hitze war die Besuchermenge nicht extrem, und die Wartezeiten lagen für die größeren Sachen meist zwischen 20 und 30 Minuten. Es war keine Übernachtung im Park oder in der Nähe, sondern wir waren in Frankreich (nicht dem EP-Themenbereich!) und sind für einen Tag rüber gekommen.

 

Kurz vorab: der Europa Park hat eine ganze Reihe Unterschiede zum Phantasialand, und ich muss sagen, dass er für mich in mancherlei Hinsicht besser ist.

 

Der Ablauf:

Zum Anfang hatte ich Piccolo Mondo, im Italien-Bereich, als kleine Nebenattraktion rausgesucht, die aber nicht viel mit dem bedeutungsgleichen Kinder-Fahrgeschäft bei Disney zu tun hat. Man fährt einfach durch verschiedene italienisch angehauchte Theaterkulissen. Dann rüber nach Frankreich zum Eurosat CanCan Coaster. Dumm gelaufen: die App zeigte erst 25 Minuten an, dann waren es auf einmal 45. Und es dauerte wirklich lange. Gut, schöner Wartebereich, aber viel Warterei. Dafür war die Bahn jetzt wirklich schön: Sternenhimmel, Stadtbild mit Eiffelturm im Trommellift, die Kulissen während der Fahrt überarbeitet und viel besser als noch bei der Neueröffnung. Meiner Meinung nach ist das Thema „Nachtflug über Paris“ jetzt gelungen. Dann direkt zur Silver Star. Langweiliger Wartebereich, aber dann die Fahrt. Ich dachte immer: sind wir noch nicht oben? Sie ist hoch und schnell, aber die Fahrt ist völlig sanft in Wellenlinien, nur am Schluss gibt es etwas heftigere Abschnitte. Dabei hat man gute Aussicht über die Umgebung. Der Matterhorn-Blitz ist ein Musterbeispiel für hervorragende Thematisierung einer Attraktion, und die Bahn, in der Art einer „wilden Maus“ ist schon recht heftig zu fahren, wenn auch klein.

 

Während des nervigen Suchens von und Warten auf andere Leute hab ich mir nebenher die Piratenshow in „Portugal“ angesehen, mit Höhen- und Trampolin-Artistik. Allerdings immer wieder unterbrochen, und die Sonne knallte um die Zeit extrem. Dann eine Weile allein unterwegs, Richtung Island. Die Bootstour Whale Adventure kann man bedingt mit Wakobato vergleichen: im Gegensatz dazu funktionierte es, man kann immer nur kurz kurbeln und spritzen und mit einem einfachen Treffer die Ziele auslösen. Die Tour ist schön, lebendig und interaktiv dekoriert. An mehreren Stellen kann man Mitfahrer anderer Boote nass spritzen, oder Besucher an exponierten Stegen. Angesichts des Wetters war das richtig angenehm, ich hab mich auch am Rand als „Bonusziel“ hingestellt und nass spritzen lassen.

 

In der Blue Fire konnte ich durch den Single Rider-Eingang direkt durchgehen und hab deshalb vom eigentlichen Wartebereich und der Gazprom-Werbung nicht viel mitbekommen. Abgesehen vom elektromagnetischen Katapultstart hat sie kaum Gemeinsamkeiten mit Taron: die Strecke ist vor allem auf Inversionen ausgelegt. In der initialen Wendeschleife und dem großen Looping hat man richtig Power, aber kurz danach wird der Zug gebremst und fährt mit mäßigem Tempo durch diverse Kurven mit Near Miss-Effekten, kleinere Überschläge und kurz vor Schluss eine Schraube, in der man auch die aus dem Wagen herausziehende Schwerkraft fühlt. Bei Wodan war dann der Single Rider reine Veräppelung: eine Viertelstunde bewegte sich nichts, niemand wurde drangenommen. Nach und nach gingen Leute wieder raus, und ich musste in die normale Schlange. Immerhin hätte ich als Single Rider da die wirklich hervorragende Thematisierung verpasst, mit den verschiedenen nordischen Mythenwelten und Rätseln dazu. Die Holzachterbahn machte im Wartebereich einen Heidenkrach. Bei der Auffahrt merkte man dann, wie riesig sie ist, und die Abfahrten wirkten fast so steil und lang wie bei der Silver Star, aber alles viel rauher. Auf der Strecke sind Unmengen an kleinen Hüpfern und seitlichen Buckeln untergebracht, so dass es sich wie auf einem bockenden Pferd anfühlt. Joris en de Draak in Efteling hat eine ähnlich heftige Streckenführung, aber nicht die Höhe und die extrem steile Abfahrt am Anfang. Von schmerzhaftem „Schlagen“ hab ich aber nichts gemerkt.

 

Nach erneutem Wiedersehen mit der Gruppe änderte sich die Situation: jetzt war ein Kleinkind dabei, heftige Fahrgeschäfte schieden also aus. Eine Rundfahrt wurde in der kleinen Monorail gemacht, und die Koffiekopjes, ein Kaffeetassen-Karussell in „Holland“, waren eine spaßige Action-Attraktion für alle. In „England“ das Nostalgiekarussell gefahren, was ein netter Zeitvertreib war. Nervig war dagegen die Auto-“Rennstrecke“ Silverstone: endlose Wartezeit, die Kleine durfte nicht alleine fahren, sondern ich als erwachsene Begleitperson musste Gas und Bremse bedienen. Das ist kaum möglich, weil die Autos für Erwachsene viel zu eng sind. Sorgloses Fahren ist auch nicht angesagt, die Leute sind zur Vorsicht und unbedingten Vermeidung von Auffahrunfällen angehalten.

 

Anschließend ging es in den Bereich, wo der Park noch sowas wie Magie hatte, am Übergang zwischen italienischem und deutschem Themenbereich: mit der Marionetten-Bootstour ging es los, drehende Boote fahren durch einen Kanal mit Blumenrabatten und Bäumen, dazwischen animierte Puppen, teilweise mit Märchen-Bezügen, und mit Musik und Gesang unterlegt. Etwas weiter dann die sehr ähnliche Elfenfahrt, ein älteres Fahrgeschäft, das vor einigen Jahren überholt und neu thematisiert wurde. Die Boote fahren erst durch den Park, wo aus dem Hintergrund Lachen und Stimmen „Hallo Hallo!“ ertönen, nicht klar, ob von den Pilzen mit Gesichtern, oder ob damit verborgene Wesen dargestellt werden sollen. Die Elfen und anderen Wesen werden erst nach und nach sichtbar, bis man durch einen Tunnel voller Elfen, mit schönen und witzigen Darstellungen, fährt. Am Ende sind dann auch draußen die Elfen in ihren Behausungen zu sehen. Jim Knopf wirkt in der Realität ganz anders als im Youtube-Video, wenn man ein Kind dabei hat, das begeistert an der Lok bimmelt, und wenn man selbst die Figuren aus dem Kinderbuch wieder erkennt. In der Folge „flogen“ wir noch mit Volo da Vinci über die vorherigen Attraktionen: die Gondeln, die an der Einschienenbahn hängen, sind wie der Hubschrauber-Entwurf von Leonardo da Vinci gestaltet. Anders als angesagt hat das Treten der Pedale aber wohl keinen Einfluss, sondern lässt nur den Rotor drehen – es ist also ähnlich dem Würmling Express, aber in der Station viel besser thematisiert. In einem Abstecher ging es dann noch zu Madame Freudenreich an der Eurosat-Kuppel. Die verniedlichten Dinosaurier der alten Dame sind für Kinder ein Spaß und für Erwachsene immerhin witzig anzusehen, wobei das Fahrsystem mit halboffenen, drehenden Gondeln an das der Geister-Rikscha erinnert.

 

Mittlerweile ging die Öffnungszeit dem Ende zu, und ich ging noch mal alleine zu Eurosat Coastiality, mit dem Valerian-Thema. Ich wollte einfach den Vergleich zu Crazy Bats haben und hab deswegen auch noch mal 6€ extra geopfert. Der Bereich ist sehr schön thematisiert und eine der letzten Science Fiction-Ecken, die ich gesehen habe, wobei das Thema aus einer französischen Comic-Reihe der späten 1960er, und einem danach erstellten Film von 2017, stammt. Gut war auf jeden Fall die Einführung und Story, was noch vor Ausgabe der VR-Headsets auf einem Monitor geschah. Die Ausstattung mit den VR-Helmen ist dann allerdings kompliziert, man steht minutenlang auf farbigen Punkten, währenddessen werden bei Fahrgästen noch Einstellungen vorgenommen. Dann ist man schon in der virtuellen Welt, einem außerirdischen Marktplatz, der an Mos Eisley aus Star Wars erinnert. Währenddessen sieht man die anderen Besucher als Avatare, den Anleiter als eine Art Sultan mit Turban. Vor dem Einstieg gibt es dann einen weiteren Einleitungsteil, in dem ein Monster durch die Straßen rennt, und als „Taxi“ der Eurosat-Zug vorbei fährt. Der Zugang mit VR geht erstaunlich gut, man bekommt den zugewiesenen Platz angezeigt. Der Film selbst ist dann relativ kurz, meistens Flugszenen ohne erkennbare Strecke, was ein wesentlicher Unterschied zu Crazy Bats ist (mir persönlich gefällt da CB besser). Die Bildqualität geht eigentlich, aber vor allem beim langen Aufenthalt während der VR-Ausstattung merkt man am ehesten, dass die Auflösung eher auf dem Niveau eines älteren Videospiels, vielleicht der späten 1990er, ist. Probleme mit der Synchronisation, Bildausfälle usw. gab es keine. Es ist interessant zu sehen und hat durch den VR-Einstieg ein paar Extras gegenüber Crazy Bats, vor allem ist die Präsentation der Story besser. Andererseits ist es noch eine der frühen VR-Generationen mit langsamer Abfertigung und nicht geringen Extrakosten, und einer geringeren Bildqualität. Wenn es auch schön ist, würde ich es nicht als „Muss“ im EP bezeichnen.

 

Kurz vor Schluss ging es noch allein durch das italienische Geisterschloss, das um die Familie Medici gestaltet ist. Eine recht typische Geisterbahn, aber einige Szenen, wie eine Essenstafel, wo abgetrennte Gliedmaßen verspeist werden, sind für kleine Kinder recht heftig – ich will aber keineswegs zur Zensur anstiften! Und dann war auch noch die wohl letzte Fahrt des Voletariums zu ergattern, durch den Single Rider sehr kurz und wahrscheinlich an interessanten Thematisierungen vorbei. Letztlich ein Flugsimulator auf dem aktuellen technischen Stand, Nachfolger von Cine2000, Galaxy/RfA & Co. Durch das freie Schweben in einer Leinwand-Halbkugel wirkt der Film sehr echt, und ich hab manchmal die Beine eingezogen, wenn es knapp über die Oberfläche ging.

 

Weitere Aspekte:

Es gibt viel Sponsoring, Attraktionen sind teilweise, mehr oder minder, von Sponsoren thematisiert, mit Werbung in den Wartebereichen. Ich werte das weder positiv noch negativ, weil mich gut integrierte Werbung eher wenig stört und dafür Sachen besser bzw. preiswerter angeboten werden können. Einzelne Sponsoren sind aber u.U. problematisch. Etwas negativ: Diverse Spielbuden und Automaten mit Extrakosten sind nervig, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Parken kostet 7€. Positiv: kein längeres Warten und keine „Klassengesellschaft“ durch Vordrängelpässe gegen Aufpreis, mit der Ausnahme von Alpenexpress VR und bestimmten Sonderveranstaltungen. Alle VR-Fahrten sind optionale Spezialangebote, die extra kosten.

 

Fazit:

Auch, wenn der Tagesbesuch eher eine Stichprobe ist und viele Attraktionen nicht umfasste, merkt man doch deutliche Unterschiede zum PHL, meist zugunsten des EP. Das sind zum einen die Begrenzungen des letzteren, das sich wegen Platzmangel und Nachbarschaft keine Silver Star und keine Krachmaschine wie Wodan hinstellen kann. Andererseits fällt im Europapark die schiere Masse der Attraktionen auf, nicht nur Super-Sensations-Achterbahnen, sondern auch viele schöne Kleinigkeiten. Viele Attraktionen, die im Europapark und Efteling die „Magie“ ausmachen, gab es früher so ähnlich auch im Phantasialand, aber sie sind dort verschwunden oder führen ein Schattendasein. Also ruhige Rund- und Themenfahrten, und Märchenwelten. Bei vielen Attraktionen fällt auf, dass sie mit Figuren und Animatronics lebendig wirken, selbst, wenn es nur einfache Hin- und Herbewegungen sind. Das Schweizer Chalet beim Matterhorn-Blitz, oder Leonardo da Vincis Erfinderwerkstatt, haben quasi-lebendige Charaktere. Dagegen sieht die Schmiede in Klugheim aus, als sei der Schmied „mal eben um die Ecke“, und der Mondsee mit Wuze-Häusern, Angelsteg, Fisch-Verkaufsstand und Wakobato ist zwar wunderschön dekoriert, aber leblos und verlassen, die wenigen Figuren sind bewegungslos. Diese Lebendigkeit fehlt dem PHL, und sie wäre dort machbar. Wie schon in Efteling hatte ich nicht den Eindruck, dass man im EP ältere Attraktionen herunterkommen lässt. Auch wenn die Animatronics nicht lebensechtes Niveau haben, erfüllen sie ihren Zweck. Dass Attraktionen länger ausfallen oder durch Dauerdefekte Einschränkungen und horrende Wartezeiten haben (River Quest...), ist mir nicht aufgefallen, aber vielleicht verteilt sich das da auch eher. Im Gegensatz zum EP wirkt das Phantasialand manchmal wie auf Kante genäht. Dass es im Europapark für den gleichen Preis viel mehr Attraktionen gibt, würde ich dem Phantasialand nicht unbedingt negativ ankreiden, weil man die ohnehin nicht annähernd alle schaffen kann und daher eine vergleichbare Anzahl von Fahrten wirklich macht. An manchen Stellen kann sich das Phantasialand vom Europa Park ruhig was abschauen. Denn manches war früher besser und kann auch heute, bei begrenzten Möglichkeiten, wieder besser werden. Klar, das Phantasialand macht auch so Spaß und hat bei neueren Bereichen eine tolle Thematisierung – aber es gibt noch Verbesserungspotentiale.

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Danke für den interessanten Eindruck! Ich bin so ziemlich deiner Meinung, und eben aus diesesn Gründen besuchen wir den EP seit 2011 immer wieder gerne für 5 Tage am Stück. Ich liebe die vielen kleinen Attraktionen. Dort lohnt sich für mich auch die Jahreskarte, obwohl ich fast keine Thrillrides fahre. Vom Phl kann ich das leider nicht sagen und trauere Gondelbahn 1001 Nacht & Co immer noch hinterher.

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Sehr cooler Bericht. Würde es auch in vielerlei Hinsicht so unterschreiben. Wenn man Freizeitparks/Themeparks mag, kommt man am Europa-Park nicht vorbei. Es lohnt sich! Erwischt man einen Tag, an dem nicht so viel Los ist, kann man die coolsten Sachen auch an einem Tag schaffen. Gegessen wird dann später ? Ich denke mal, du hast auf jeden Fall soweit die coolsten Sachen mitnehmen können - vielleicht wäre Arthur noch was für euch gewesen! 

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